Der Text und die Fotos wurden freundlicherweise von Jürgen Schneider zur Verfügung gestellt.
Am Samstag, dem 08. September, fand in Plessé-Le Dresny im Département Loire-Atlantique die diesjährige Nationalausstellung des französischen Ouessant-Zuchtverbandes GEMO statt. Das Département Loire-Atlantique gehört heute zur Region Pays de la Loire. Aus historischer Sicht handelt es sich jedoch um ein bretonisches Département und die Mehrheit der Bewohner befürwortet auch heute noch eine Wiedereingliederung in die Bretagne. In der Ortschaft Le Dresny findet alle vier Jahre ein bedeutendes Fest zu Ehren und zur Erhaltung des Vache Nantaise statt. Das Nantaise ist eine alte robuste Rinderrasse aus der Region, die auf den unterschiedlichsten Böden, u. a. auch auf Feuchtwiesen, gehalten werden konnte und sowohl wegen ihrer Arbeitskraft, ihres Fleisches als auch ihrer Milch geschätzt wurde. Auf dem Fest werden neben dem Vache Nantaise regelmäßig auch andere historische und schützenswerte Nutztierrassen aus dem Westen Frankreichs präsentiert. Das mehrtägige von vielen tausend Menschen besuchte Fest stellt mit seinen zahlreichen Begleitveranstaltungen (u. a. Darstellungen historischer Ackerbaumethoden mit Zugochsen, Baumstammrücken mit schweren Arbeitspferden, Hütehunde im Einsatz, Darstellungen nachhaltiger Anbaumethoden, Musik- und Tanzevents und viel leckerem Essen) ein echtes Highlight in der Region dar.
Diesen angemessenen Rahmen nutzt regelmäßig auch die GEMO um in Le Dresny die Rasse Ouessant zu präsentieren und ihren Concours abzuhalten. Immerhin handelt es sich bei dem Ouessant um eine alte bretonische Schafrasse. Da dieses französische Züchtertreffen auch immer wieder gerne von Ouessant-Züchtern aus dem Ausland besucht wird, sieht die GEMO in dem concours auch ein wichtiges Element zur Erhaltung der Rasse. In diesem Jahr besuchten Ouessant-Freunde und Züchter aus Belgien, Italien und Deutschland das Treffen. Die deutsche AG (Arbeitsgemeinschaft zur Erhaltungszucht des bretonischen Ouessantschafes) nutzte die Tour in die Bretagne darüber hinaus um einige befreundete bretonische Züchter zu besuchen. Aus Italien begleitete uns unsere Komplizin Steffi, der wir nicht nur für ihre hervorragende Unterstützung bei den Übersetzungen sehr dankbar sind.
Insgesamt nahmen 17 Züchter mit zusammen 165 Tieren an dem concours teil. Dabei handelte es sich um 121 schwarze Ouessants und um 42 weiße. Darüber hinaus waren zwei Tiere anwesend, die als autres couleurs (andere Farben) geführt wurden. Dabei handelte es sich um einen Bock der Variante noir décoloré (gris/grau/faded) und um ein weibliches karamellbraunes (braun) Tier. Der Bock wurde, seiner Grundfarbe entsprechend, im Wettbewerb den schwarzen Böcken zugeordnet. Die braune Aue nahm nicht am Wettbewerb teil.
Die teilnehmenden Züchter stammten aus den folgenden Herkunftsregionen: Bretagne (inkl. historische Bretagne): 13 Züchter, Hauts-de-France: 2 Züchter, Normandie: 1 Züchter, Nouvelle-Aquitaine: 1 Züchter. Dieses Bild entspricht durchaus der geographischen Verteilung der Spitzenzuchten in Frankreich. Sie sind, neben Zuchten im Département Nord (Region Hauts-de-France) und im Département Eure (Region Normandie) mehrheitlich in den bretonischen Départements ansässig.
Die Ouessants wurden während des concours in Buchten untergebracht, die zum Schutz vor der kräftigen Sonne mit Schilflagen abgedeckt waren. Zu sehen ist die Bucht der schwarzen Böcke eines Züchters aus dem Département Finistère, Bretagne. Seine schwarzen Jährlingsböcke weisen Größen zwischen 42 cm und 44 cm auf. Der ausgestellte schwarze Altbock ist 47 cm groß.
Die Schattenplätze waren höchstwillkommen. Hier ein Blick in die Bucht eines Züchters aus dem Département Loire-Atlantique, hist. Bretagne. Seine ausschließlich aus weißen Tieren bestehende Zucht umfasst nur wenige Tiere. Dennoch konnten Ouessants aus seiner Zucht in der Vergangenheit immer wieder Spitzenplätze auf den Züchtertreffen belegen.
Traditionell beginnt der Wettbewerb bei jedem concours mit der Präsentation der weißen Jährlingsböcke. Den Prix d’honneur in dieser Klasse, in der nur wenige Tiere ausgestellt wurden, gewann der vorne links zu sehende 42 cm große Jährling aus einer Zucht aus dem Département Loire-Atlantique, hist. Bretagne. Noch während der Präsentation der weißen Jährlingsböcke wurden bereits am Rande des Ringes weiße Altböcke bereit gestellt. Der in der Bildmitte zu sehende, auch 42 cm große Altbock mit der Wettbewerbs-Nr. 149 gewann dann wenig später den 1er Prix. Er stammt aus einer Zucht aus dem Département Eure, Normandie.
Eine Detailaufnahme zu Schwanzformen bei einigen weißen Altböcken. Wünschenswert ist im Allgemeinen ein Schwanz, der in seiner Länge das Sprunggelenk nicht überragt, sondern möglichst kürzer ist. Ob die Schwanzspitze nur kurze Haare aufweist und somit eher spitz ausläuft, oder ob sie deutlich bewollt ist, das ist vom Rassestandard nicht ausdrücklich geregelt. Dieses Kriterium spielt bei der Beurteilung der Tiere in Frankreich keine Rolle.
Die Aufnahme zeigt diejenigen Böcke, die während des Wettbewerbes der weißen Altböcke in die engere Auswahl für eine Prämierung gekommen sind. Aus dieser Gruppe wählte die Jury dann die Siegertiere der Klasse aus. Der Prix d’honneur, die höchste mögliche Prämierung in einer Klasse, ging für einen 45 cm großen Altbock an einen Züchter aus dem Département Finistère, Bretagne.
Stellvertretend für die Präsentationen der weißen Auen möchte ich dieses Bild von dem Wettbewerb der weißen Jährlingsauen zeigen. Zu sehen ist im Vordergrund eine 41 cm große Jährlingsaue aus dem Bestand des Parc Naturel Régional d’Armorique, Département Finistère, Bretagne. Beide Spitzenprämierungen bei den Klassen der weißen Auen gingen an zwei verschiedene Züchter aus dem Département Loire-Atlantique, hist. Bretagne.
Die Wettbewerbe der schwarzen Ouessants begannen mit der Präsentation der Jährlingsböcke. Insgesamt wurden in dieser Klasse 21 Tiere vorgestellt, die hier in einer Übersichtsaufnahme zu sehen sind. Es zeigte sich, dass die Jährlinge sich als sehr unterschiedlich in ihrer jeweiligen Entwicklung erwiesen. Sicherlich waren, neben vielversprechenden Jährlingsböcken, auch Tiere darunter, die in der Gefahr sind zu groß zu werden. Vorne links erkennt man das einzige auf dem concours anwesende Ouessant der Farbvariante noir décoloré (gris/grau/faded). Die graue Wollfarbe entsteht dabei aufgrund eines genetischen Effektes, der die ursprünglich zugrunde liegende schwarze Farbe der Wollfasern bereits im ersten Lebensjahr ausdünnen und vergrauen lässt. Wächst dieses graue Flies im Laufe des Jahres, bleichen die Spitzen der Wollfasern in der Regel in eine Art graubraun aus. Diese Farbvariante ist von dem sogenannten gris de l’âge (altersgrau) zu unterscheiden, das, bei einigen Tieren, erst im späteren Verlauf des Lebens auftreten kann.
Ein Moment während des Wettbewerbes der schwarzen Jährlingsböcke. Der Prix d’honneur in dieser Klasse ging für einen 41 cm großen Jährling an einen Züchter aus dem Département Loire-Atlantique, hist. Bretagne. Auch die Tiere auf den beiden nachfolgenden Platzierungen wiesen vergleichbare Wiederristhöhen auf: 42 cm und 41 cm.
Diese Übersicht zeigt einen Teil der schwarzen Altböcke während ihrer Präsentation. Auch in diese Klasse wurden 21 Tiere im Ring vorgestellt. Der hinten rechts zu sehende Altbock weist ein altersgraues Flies auf.
Einige markante Gesichter von Böcken dieser beeindruckenden Klasse im Detail.
Mit dem Prix d’honneur bei den schwarzen Altböcken wurde schließlich der links zu sehende Bock ausgezeichnet. Das nur 40 cm große Tier stammt aus einer Zucht aus dem Département Eure, Normandie. Der Bock zeichnet sich neben seiner geringen Größe auch durch seine hervorragende Rückenlinie und Beinstellung sowie durch seinen kurzen Schwanz und seine Fliesfarbe aus. Die Böcke auf den weiteren Platzierungen maßen bereits 44 cm und 45 cm. Für ausgewachsene Böcke sind das ebenfalls sehr präsentable Wiederristhöhen.
.In der 20 Tiere starken Klasse der schwarzen Jährlingsauen ging der Prix d’honneur für ein 40 cm großes Tier an einen Züchter aus dem Département Finistère, Bretagne. Zu sehen ist eine Momentaufnahme vom Wettbewerb der 2 bis 5-jährigen Auen, bei der 32 Tiere ausgestellt waren. Hier wurde der Prix d’honneur für eine 42 cm große Aue an einen Züchter aus dem Département Loire-Atlantique, hist. Bretagne, vergeben. Ein Novum während des diesjährigen concours in Le Desny war die Präsentation von Auen, die 6 Jahre oder älter waren in einer gesonderten Klasse. Hier sollte bei der Beurteilung die Konstitution von Tieren mit einem höheren Alter in Mittelpunkt stehen. Sowohl den 1er Prix als auch der 2ème Prix in dieser Klasse erhielt ein Züchter schwarzer Ouessants aus dem Département Côtes-d’Armor, Bretagne. Ein Prix d’honneur wurde nicht vergeben.
Eine Aufnahme vom Wettbewerb couple, der Klasse der Paare. Vorne rechts ist das Prix d’honneur-Paar aus einer Zucht aus dem Département Finistère, Bretagne, zu sehen. Bei dem Bock mit der Wettbewerbs-Nr. 162 handelt es sich um einen 42 cm großen Jährling, der hier in seiner Klasse bereits den 1er Prix gewonnen hatte. | Einer der Höhepunkte eines concours ist die Vergabe des Titels und der Plakette Champions des champions. Dieser Titel wird lediglich unter Tieren vergeben, die in den Vorjahren schon einmal den Prix d’honneur in einer Klasse der erwachsenen Böcke oder Auen gewonnen haben und auch auf dem aktuellen concours anwesend sind. |
Den diesjährige Titel Champions des Champions bei den Böcken erlangte der Preisträger des Prix d’honneur des GEMO concour 2017 bei Châteaubriant. Der 46 cm große schwarze Bock auf dem linken Bild stammt aus einer Zucht aus dem Département Loire-Atlantique, hist. Bretagne. Die Züchterin verfügt über einen Bestand, der aus bemerkenswerten alten Linien besteht.
Zum Abschluss des Berichtes noch eine weitere Aufnahme des diesjährigen Champions, nun in seiner Bucht am Ende des concours. Der Bock stammt zu 100 % aus rein bretonischen Linien und weist keine modernen Einflüsse aus dem europäischen Ausland auf.
Vor dem eigentlichen Wettbewerb wurde die Größe aller ausgestellten Tiere ermittelt. Der hier zu sehende weiße Altbock aus einer Zucht aus dem Département Finistère, Bretagne, ist mit 45 cm wünschenswert klein. | Direkt nach dem Messen wurden die Tiere mit ihrer jeweiligen Wettbewerbs-Nr. versehen. Dieser 40 cm große Jährlingsbock stammt aus einer Zucht aus dem Département Côtes-d’Armor, Bretagne. |