Der Text und die Fotos wurden freundlicherweise von Jürgen Schneider zur Verfügung gestellt.

Am 26. September 2015 fand im Westen der Bretagne in Le Faou, Département Finistère, die diesjährige Nationalausstellung des französischen Zuchtverbandes GEMO (27. Concours National du MOUTON D’OUESSANT) statt. Die Veranstaltung trug das Motto  „Notre biodiversité a du goût!“ (dt.  „Unsere biologische Vielfalt hat Geschmack!“). Es wurden lokale Produkte aus der Region angeboten und bretonische Sorten und Rassen vorgestellt. Es gab unter anderem einen Bauernmarkt sowie kulinarische Workshops und es wurden Runde Tische zu verschiedenen Themen abgehalten. Das heißt, es gab in Le Faou sehr leckeres Essen. Der Parc Naturel Régional d’Armorique war maßgeblich an der Ausrichtung und Organisation der Gesamtveranstaltung und auch des GEMO Concours beteiligt. Der Concours fand auf dem historischen Marktplatz, direkt vor dem Bürgermeisteramt von Le Foau statt, einem ehemaligen Hotel.

Insgesamt waren 108 Tiere für den Concours gemeldet. Dabei handlte es sich um 65 schwarze Ouessants, 40 weiße, zwei Tiere der Farbvariante gris bzw. faded und ein braunes Tier. Insgesamt 103 Tiere nahmen schließlich an den Wettbewerben teil. Es waren jedoch weitere Ouessants anwesend und zwar wurden sie am Vormittag der Jury vorgestellt um das CERTIFICAT DE CONFORMITE AU STANDARD zu erlangen. Dabei handelt es sich um ein schriftliches Zertifikat, in dem die GEMO bestätigt, dass das entsprechende Tier dem offiziellen Rassestandard entspricht. Die Jury setzte sich aus vier Richtern, zwei Sekretären und drei Richteranwärtern zusammen. Als Vertreter einer nicht-französischen Zuchtorganisation war der Vorsitzende des deutschen IGOU e. V. als Richter eingeladen.

Entsprechend der Tradition begann nach dem Mittagessen der Concours mit der Präsentation der erwachsenen weißen Böcke. Aus dieser Kategorie wurden sechs Tiere vorgestellt. Die Aufnahme zeigt drei der Konkurenten. Führt man sich vor Augen, dass es sich bei mindestens 90% der Ouessantschafe in Frankreich um Tiere mit schwarzer Fliesfarbe handelt, dann wird deutlich, dass die weißen Tiere auf den Concours zahlenmäßig überrepräsentiert sind. Diese Zahlenverhältnisse auf den Concours sind schon seit vielen Jahren zu beobachten und sind darin begründet, dass mehrere Züchter unter den Spitzenzüchtern neben den schwarzen auch weiße Ouessants züchten. Und an den Concours nehmen in erster Linie die Spitzenzüchter des Landes teil.

Unter den erwachsenen weißen Böcken fiel schnell das Tier mit der Nr. 94 ins Auge. Er gewann dann auch aufgrund seines ausgewogenen Körperbaus überzeugend den Prix d’Honneur, Größe 45 cm. Anschließend wurden in der nächsten Kategorie insgesamt sieben weiße Jährlingsböcke vorgestellt.

Der Prix d’Honneur in der Kategorie der weißen Jährlingsböcke wurde für den Bock (41cm) auf der linken Aufnahme vergeben. Das Tier wird auf dieser Aufnahme von einer Besucherin präsentiert.  Bei den ersten Dreien unter den weißen Jährlingsböcken ließen sich kaum große qualitative Unterschiede ausmachen. Ausschlaggebend für die Juryentscheidung waren feine Unterschiede in der Beinstellung der Tiere.

An der Präsentation der erwachsenen weißen Auen nahmen 19 Tiere teil.

Im Kreis der Jury. Die Richter haben die drei erwachsenen weißen Auen mit den vorteilhaftesten Körpermerkmalen ausgewählt. Die Jury muss sich nun auf die jeweilige Plazierung der drei Auen einigen. Der Prix d’Honneur ging schließlich an das hier in der Mitte zu sehende Tier, 43,5 cm. Ein sehr kompaktes Schaf mit breiter Brust. Dieser Umstand war eher entscheidend für die gute Plazierzung dieses Tieres als die Größe der Aue. 1er Prix: die Aue im Vordergrund, 45 cm. Diese Aue wies in ihrer Qualität nur eine geringe Distanz zur Erstplazierten auf. 2ème Prix: 40 cm.

In der Kategorie der weißen Jährlingsauen wurden lediglich fünf Tiere vorgestellt. Die Aufnahme zeigt rechts die Prix d’Honneur Gewinnerin 42 cm. Es handelt sich um ein homogen gebautes Schaf, das sich zusätzlich durch einen schönen, recht kurzen Schwanz auszeichnet. 1er Prix:  41 cm. Links im Bild die 2ème Prix Gewinnerin, 42 cm. Es handelt sich bei ihr um ein sehr schönes Schaf, aber von einer höheren Plazierung dieser Aue wurde wegen eines Schönheitsfehlers abgesehen.

Bei dem Schönheitsfehler handelt es sich um diese dunklen Flecken am linken Vorderbein der 2ème Prix Gewinnerin. Diese Flecken sind kein Anlass zu einer Disqualifizierung, da rötliche Anflüge bei weißen Ouessants, auch an den Beinen, durchaus eine rassetypische Erscheinung sind. Das eher fleckenförmige Auftreten dieses Merkmals führte hier jedoch im Vergleich mit ansonsten nahezu gleichwertigen Schafen zu einer niederigen Plazierung.

Bei der Präsentation der erwachsenen schwarzen Böcke wurden 11 Tiere vorgestellt. Die Aufnahme zeigt zentral im Bild, mit der Nr. 77, den späteren 2éme Prix Gewinner aus der Zucht von Claude Billès, 44,0 cm.

Links ist zu sehen, dass bei den Kategorien der erwachsenen Tiere auf den GEMO Concours auch schon die Zweijährigen teilnehmen.

 

Rechts im Bild der Prix d’Honneur Gewinner: Michel Pottier, 45,0 cm. Ein sehr männlich wirkender, kompakt gebauter dreijähriger Bock, der bereits in den Vorjahren positiv auffiel und 2013 als Jährling den 2éme in Brécé und 2014 ebenfalls den 2éme Prix in Le Dresny gewann. Vergleicht man die Aufnahmen von 2013 mit denjenigen diesen Jahres, dann ist das langsame Fortschreiten des Canitie-Effektes ( altersgrau ) in seinem Vlies erkennbar. Der 1er Prix wurde für einen 44,0 cm großen Bock vergeben.

Anschließend wurden acht schwarze Jährlingsböcke vorgestellt.

Darunter auch, hier rechts in der Bildmitte, ein Sohn von Scroutch, dem Gewinner des Championnat Béliers des Jahres 2012.  Der Sohn kann seine Herkunft nicht verbergen und präsentierte sich hervorragend. Er erhielt in Le Faou den 1er Prix, 44,0 cm.

Prix d‘ Honneur bei den schwarzen Jährlingsböcken: 39,0 cm, ein kleiner Bock mit sehr gutem Körperbau. Rechts der oben erwähnte 1er Prix aus der Zucht von Landerneau. Ein homogen gebauter Bock mit tollem Ausdruck. 2éme Prix:  43,0 cm.

Die erwachsenen schwarzen Auen bildeten mit 24 präsentierten Tieren die größte Gruppe. Die Aufnahme zeigt die Farbnuancen, die bei schwarzen Vliesen möglich sind. Zu sehen sind Tiere, die aufgrund der Einwirkung des Sonnenlichtes ein unterschiedlich ausgeprägtes Ausbleichen des schwarzen Vlieses ins schwarzbraune aufweisen. Das Vlies der Aue in der Bildmitte neigt hingegen überhaupt nicht dazu auszubleichen und blieb nahezu schwarz. Rechts daneben eine Aue mit Neigung zum Canitie-Effekt (altersgrau).

Den Prix d’Honneur vergab die Jury ohne weitere Diskussion und sehr verdient für eine 42,5 cm große Aue aus dem Bestand des Ecomusée des Pays de Rennes. Es handelt sich um ein schönes, gut entwickeltes Schaf, das im übrigen auch als Bestandteil einer schönen, einheitlich wirkenden Gruppe des Ecomusée in Le Faou anwesend war.

Insgesamt wurden 21 schwarze Jährlingsauen in Le Faou präsentiert. Unmöglich sie alle auf einmal ins Bild zu kriegen.

Prix d’Honneur schwarze Jährlingsauen: 38,0 cm. Ein sehr kleines, gut gebautes Tier. Der 1er Prix:  38,5 cm. Die qualitative Distanz zum Prix d’Honneur ist nur gering. 2éme Prix: 42,0 cm, wenige Zentimeter größer als die beiden ersten, jedoch zweifellos ein gutes Zuchttier. Leider lies der Schattenwurf keine bessere Photographie zu.

Beim Wettbewerb couple, der Präsentation von Paaren, wurde der Prix d’Honneur an den Parc Naturel Régional d’Armorique für das von ihm vorgestellte Paar vergeben. Es handelt sich um einen Jährlingsbock, der zusammen mit einer dreijährigen Aue ein harmonisches, gut zueinander passendes Paar bildete.

Der 1er Prix in der Kategorie couple ging an ein weißes Paar, das u. a. auch von ihrem 2ème Prix Gewinner bei den weißen adulten Böcken gebildet wurde. Es handelt sich um vergleichsweise schwere Tiere mit viel Masse. Den 2ème Prix erhielt ein Paar zu dem auch sein Prix d’Honneur Sieger bei den schwarzen erwachsenen Böcken zählte.

In meinen Augen bildeten auch die beiden schwarzen, in dieser Kategorie vorgestellten Tiere ein sehr schönes Paar.

Bei der Kategorie Ensemble wird von der Jury eine Gruppe beurteilt, die aus einem erwachsenen Bock, einem Jährlingsbock, einer erwachsenen Aue und einer Jährlingsaue besteht. Die Tiere sollten gut zueinander passen. Priorität hat also die Einheitlichkeit der ausgewählten Tiere. Die Tiere werden für das Juryurteil nicht in den Ring gebracht sondern verbleiben in den Buchten. Hier ein Schnappschuss aus einer Bockbucht. Die sind nicht nur gut, die können auch kleine Kunststücke, wie man sieht.

Ebenfalls wie im letzten Jahr erhielt in der Kategorie Ensemble der Parc Naturel Régional d’Armorique den 1er Prix. Gewürdigt wurde die Einheitlichkeit seines Bestandes, dessen Spur sich in die ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts zurück verfolgen lässt und der zu den ursprünglichsten Beständen zählt, die heute existieren. Die Aufnahme zeigt die Auen in der Bucht des Parcs.

Die 1er Prix Plakette der Kategorie Ensemble für den Parc Naturel Régional d’Armorique.

Anschließend erfolgte die Vergabe des Titels Champions des champions. Er wird lediglich unter Tieren vergeben, die in den Vorjahren schon einmal den Prix d’honneur in einer Klasse der erwachsenen Böcke oder Auen gewonnen haben und auch auf dem aktuellen Concours anwesend sind. Ein Bock, der für diese Kategorie in Frage kam war nicht in La Faou vor Ort. Daher wurde ausschließlich der Titel für das Championnat Brebis vergeben, also für ein weibliches Tier.